Bei veganer Kleidung gilt es jedoch nicht nur auf den Verzicht von Leder zu achten. Auch andere Bestandteile können tierischen Ursprungs sein. Ein Überblick:
Tierische Bestandteile | Beschreibung |
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Wolle | Schur heimischer Schafe, Lama oder Alpakas u.a. |
Kaschmir | Unterfell der gleichnamigen Kaschmirziege |
Pelz | dichtes Fell bestimmter Tiere, zum Beispiel Nerz |
Angora | Fell des Angora-Kaninchens |
Federn | hauptsächlich Enten- und Gänsefedern |
Seide | Seidenfasern, gewonnen aus den Kokons der Seidenraupe |
Horn | Hörner, Hufe, Geweihe und Vogelschnäbel |
Perlmutt | Schalen von Muscheln |
Diese Bezeichnungen finden sich in der Regel auf dem Etikett in der Kleidung. Darüber hinaus versteckt sich der ein oder andere tierische Bestandteile auch dort, wo man ihn nicht vermutet hätte. Unter anderem können Textilfarben wie Karmin aus Läusen hergestellt sein oder Indigotin aus Schnecken. Darüber hinaus sind so manche Bindemittel und Klebstoffe tierischen Ursprungs: Aus Tierknochen oder -häuten wird zum Beispiel Glutin-Leim hergestellt.
Da es für diese Bestandteile keine Kennzeichnungspflicht gibt, bleibt Veganern, die auf Nummer sicher gehen möchten, nur eine Möglichkeit: den Hersteller kontaktieren und nachfragen.
Vegane Kleidung: Warum Veganer Wolle ablehnen
Im Veganismus geht es darum, jegliches Tierleid sowie Ausnutzung eines Tieres für menschliche Zwecke zu vermeiden. Auch die Gewinnung von Wolle dient einem menschlichen Zweck, daher wird bei veganer Kleidung darauf verzichtet.
Zwar sind die meisten Schafrassen inzwischen darauf angewiesen, dass wir sie regelmäßig von ihrer großen Wolllast befreien, dieses hat jedoch ausschließlich die jahrelange Einwirkung des Menschen verursacht. Durch eine gezielte Züchtung wurden die Schafe so verändert, dass sie für die Wollgewinnung möglichst gewinnbringend sind. Bei einem Schaf ohne züchterischen Einfluss würde die Wolle nur so lang wachsen, dass sie dem Tier als Isolation vor Wärme und Kälte dient.
Das Scheren der Tiere geschieht oft sehr schnell, um Zeit zu sparen. Verletzungen durch das Schergerät sind dabei an der Tagesordnung. Um an alle Stellen des Tieres gut heranzukommen, legen die Schafscherer zudem die Tiere auf den Rücken und klemmen sie zwischen ihre Beine. Für das Tier bedeutet das großen Stress, kommt diese Situation doch dem Angriff eines Raubtieres gleich.
Bei veganer Kleidung wird also nicht nur darauf geachtet, ob das Material aus Tier besteht, sondern auch, ob die Herstellung ohne Leid vonstattenging.
Materialalternativen zu tierischen Produkten
Bei Schuhen gestaltet es sich vergleichsweise schwierig, auf tierische Produkte zu verzichten. Viele Schuhe sind aus Leder hergestellt, bei der restlichen Kleidung ist die vegane Einstellung da wesentlich einfacher zu praktizieren. Verzichtet man auf Seide, Wolle und Leder, bleiben noch viele weitere Materialien, die eine vegane Kleidung ermöglichen. Dazu gehören beispielsweise:
- Naturfasern wie Leinen und Baumwolle
- Kunstfasern wie Acryl und Polyester
Farben, Formen und Beschaffenheit des Materials sind damit kaum Grenzen gesetzt. Und wer möchte, der kann auch auf Imitate von tierischen Produkten zurückgreifen. Kunstleder statt Leder zum Beispiel, oder Viskose statt Seide.
Seide wird aus verendeten Raupen gewonnen
Seide gehört zu den teuersten Materialien, die bei der Herstellung von Kleidung Verwendung finden. Das verwundert nicht weiter, da zur Gewinnung von Seide die Seidenraupen bei lebendigem Leibe verbrüht werden - und das kurz vor ihrer Metamorphose zum Schmetterling. Für die weitere Verarbeitung benötigt man weder die Raupe noch den entstehenden Schmetterling, lediglich den Seidenfaden, der den Kokon bildet. Aus etwa 3.000 Raupen entstehen so gerade einmal 250 Gramm Seide für die Herstellung von Kleidung.
Die genaue Betrachtung des Materials ist damit eines der wichtigsten Aspekte, um eine vegane Kleidung zu erkennen. Dennoch ist ein Fehlen von tierischen Stoffen keine Garantie dafür, dass die Kleidung tatsächlich ohne Tierleid entstanden ist. Um die Verträglichkeit künstlicher Fasern zu testen, wird häufig auf Tierversuche zurückgegriffen. Auch chemische Stoffe, die zum Beispiel zur Imprägnierung eines Materials Einsatz finden, werden dabei getestet.
Sicher geht daher derjenige, der beim Kauf von veganer Kleidung auf eine verlässliche Angabe der Materialien achtet.
Nachteile veganer Kleidung
Verursacht vegane Kleidung auch kein direktes Tierleid, weist sie je nach Material dennoch Nachteile auf. So ist beispielsweise Polyester dafür bekannt, bei jedem Waschgang kleinste Mikrofasern seines künstlichen Materials an das Waschwasser abzugeben. Gerät dieses ins Grundwasser, kann es der Umwelt erheblich schaden. Auch eine umfangreiche Reinigung des genutzten Waschwassers verhindert dies nicht immer.
Ein weiterer Vorwurf, den sich sowohl konventionell hergestellte als auch vegane Kleidung stellen muss, ist, dass diese nicht in allen Fällen fair gehandelt ist. Auch für vegane Kleidung müssen Menschen in anderen Ländern, teilweise schlecht bezahlt und unter widrigen Bedingungen, hart arbeiten. Nachhaltigkeit und fairer Handel sind also nicht automatisch mit veganer Kleidung gleichzusetzen.
Tipp
Achten Sie beim Kauf von veganer Kleidung auf fair und nachhaltig produzierte Ware. So helfen Sie nicht nur den Tieren und der Umwelt, sondern unterstützen auch die Menschen und deren Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.