Was bedeutet vegan leben? Ohne tierische Produkte damals und heute


Der vegane Lifestyle hat sich nicht von heute auf morgen entwickelt. Das war auch nicht möglich, denn auf Lebensmittel und manche Kleidung kann nur verzichten, wer von beidem genug hat. In Kriegszeiten und den damit verbundenen Hungersnöten war dies nicht denkbar. Hier wurde – im wahrsten Sinne des Wortes – alles gegessen, was auf den Teller kam, und die Kleidung getragen, die man hatte. Sich selektiv und bewusst zu entscheiden, welche Nahrungsmittel man verzehren und welche Kleidung man tragen will, setzt einen gewissen Wohlstand voraus. Nur durch eine Sicherung der Grundbedürfnisse konnten sich überhaupt erst Auswahlmöglichkeiten und echte Alternativen entwickeln.

In der Anfangszeit der Bewegung waren viele Veganer zunächst Vegetarier, deren alternative Lebensweise häufig noch belächelt wurde. Heute sieht dies allerdings anders aus und der Vegetarismus ist gesellschaftlich weitgehend anerkannt. Fast jedes Restaurant bietet inzwischen vegetarische oder sogar vegane Gerichte an – sogar manche Steakhäuser – und auch in Kantinen steigt das pflanzliche Angebot.

Vegan entwickelte sich in den letzten Jahres immer mehr – weg von einem Trend hin zu einer akzeptieren Lebensweise. Dies zeigt sich ebenfalls in anderen Lifestyle-Bereichen: So überschwemmen vegane Bücher die Regale der Buchhandlungen – von informativen Sachbüchern über Kochliteratur bis hin zum Witzebuch ist alles dabei.

Und auch in Sachen Style hat sich einiges getan: Beispielsweise finden sich immer häufiger Schuhe ohne Leder in den Schaufenstern oder Kosmetikhersteller werben mit tierfreiem Makeup. Viele Lebensmittel und Waren werden mittlerweile als vegetarisch oder vegan deklariert – zur Freude der veganen Community, die nicht mehr bei jedem Produkt nachfragen müssen, ob dieses frei von Tier ist. Ohne tierische Produkte zu leben ist somit in den vergangenen Jahren um einiges einfacher geworden.

Klischee oder Wahrheit: Macht vegan krank?

Die Frage, ob vegan krank macht, lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn wie gesund eine rein pflanzliche Ernährung ist, hängt ¬ wie bei anderen Ernährungsformen auch ¬ in erster Linie davon ab, was gegessen wird. Eine gut geplante vegetarische oder streng vegane Ernährung kann gesundheitliche Vorteile mit sich bringen und zur Prävention sowie Behandlung gewisser Erkrankungen beitragen.1 Dem gegenüber ist es aber auch möglich, sich bei einer rein pflanzlichen Ernährungsweise, dank Fertigprodukten und Zuckerfallen, ungesund zu ernähren und an Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Co. zu leiden.

Deshalb ist es wichtig, sich mit Lebensmitteln und notwendigen Nährstoffen auseinanderzusetzen. Veganer sollten vor allem auf Vitamin B12, das in relevanten Mengen nur in tierischen Produkten vorkommt, sowie Omega-3-Fettsäuren achten. Auf Nummer sicher geht, wer regelmäßig sein Blut analysieren lässt und bei Bedarf ¬ und nach ärztliche Absprache ¬ auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreift, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Tierische Produkte verstecken sich fast überall


Es ist heute kein Geheimnis mehr, dass sich tierische Produkte – teilweise unerkannt – in unseren Lebensmitteln befinden. Am geläufigsten dürfte wohl noch die Gelatine in Fruchtgummis sein. Doch wer erwartet schon Hühnereiweiß in seinen Chips? Von Lebensmitteln einmal abgesehen, tauchen tierische Produkte in allen möglichen Bereichen auf:

So kann es sein, dass der vermeintliche Fellkragen an einer Jacke, der als künstlich deklariert wird, es nicht immer ist. Aufschluss, ob es sich hier um echtes oder künstliches Fell handelt, gibt ein kleiner Test. Pustet man vorsichtig in echtes Fell, so wird sich dieses in alle Richtungen legen – in der Regel kreisförmig um einen zentralen Punkt. Künstliches Fell hingegen weist bei diesem Test immer nur eine Lege-Richtung auf. Auf der absolut sicheren Seite ist man jedoch, wenn man ganz auf diesen modischen Kleidungsbesatz verzichtet.

Auch bei Schuhen achtet der konsequente Veganer darauf, dass kein Fell oder echtes Leder verwendet wird, und in der Kosmetik findet sich nicht allzu selten ein tierischer Inhaltsstoff wie beispielsweise Schellack (Läuse) in Lippenstift oder Mascara. In der veganen Lebensweise sind diese Produkte (in der Regel) ein Tabu.

Und wie sieht es eigentlich mit Medikamenten aus? Sobald wir krank sind, ist der Griff zu Tabletten, Salben und Co. nicht weit. Ob ein Arzneimittel allerdings bei einer bestimmten Krankheit wirksam ist, muss zunächst getestet werden. Und das bedeutet meist: Ohne Tierversuche kein Medikament. Und dann gibt es da noch die Überzugsmittel – mit Gelatine oder Bienenwachs überzogen, kann sich daraus für den ein oder anderen Veganer durchaus eine Gewissensfrage entwickeln.

Pflanzenkost für tierische Mitbewohner

Veganismus muss sich nicht auf den eigenen Lebensbereich beschränken. Mancher Haustierbesitzer möchte auch seinen Liebsten frei von tierischen Inhaltsstoffen ernähren. Doch welche Beweggründe stecken dahinter? Und ist das noch artgerecht? Auf was müssen Tierhalter achten? Die Antworten haben wir für Sie zusammengetragen.

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Veganer Lifestyle: Tipps für einen Umstieg


Die oben genannten Aspekte machen schnell deutlich: Um vegan zu leben, braucht es zunächst einmal viel Hintergrundwissen über Ernährung und Lifestyle. In der Regel geschieht der Einstieg zum Veganismus über Essen und Trinken, erst später wird die tierfreie Lebensweise auf andere Bereiche ausgedehnt. Um den Körper zunächst nicht zu überfordern, ist es aus ernährungsphysiologischer Sicht sinnvoll, diesen langsam auf eine vegane Ernährung umzustellen. Vorab einige Monate vegetarisch zu leben, kann den Körper dabei unterstützen, sich besser an die neue Kost zu gewöhnen.

Die folgende Liste soll Ihnen dabei helfen, sich leichter auf einen veganen Lifestyle umzustellen:

  • Informieren Sie sich zunächst, welche Nährstoffe durch den Verzicht auf tierische Produkte wegfallen und wie Sie diese durch andere, pflanzliche Nahrungsmittel zu sich nehmen. Wichtig: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12.
  • Lassen Sie sich am besten vorab noch einmal von Ihrem Hausarzt durchchecken, ob bei Ihnen etwas gegen eine vegane Lebensweise spricht.
  • Probieren Sie es zunächst einmal mit einer veganen Woche, um zu sehen, ob der Veganismus für Sie langfristig durchführbar ist.
  • Vegan leben, heißt nicht nur Verzicht. Die vegane Rezepte-Welt ist vielfältig und lecker: Machen Sie sich mit unseren Rezepten Lust auf mehr.

Und wie sieht es mit Kosmetik, Kleidung und Co. aus? Zunächst einmal ist es jedem selbst überlassen, wie weit er in seiner veganen Lebensweise geht. Während es die einen bei einer rein pflanzlichen Ernährung belassen, achten die anderen auf tierfreie Kleidung und verzichten sogar auf Arzneimittel. Wichtig ist dabei nur, dass Sie sich mit der Entscheidung wohl fühlen.

Ein kleiner Hinweis noch: Wer sich dafür entscheidet, den veganen Lifestyle auch auf seinen Kleiderschrank auszuweiten, sollte bedenken, dass er nicht sofort alle Kleider mit Pelz und Leder verbannen muss. Selbstverständlich können Sie das tun – ökologisch und nachhaltig ist das allerdings kaum. Besser ist es, Sie passen Ihre Garderobe und Ihren Kosmetikbedarf schrittweise an. So tun Sie auch Ihrem Geldbeutel etwas Gutes.

Vegane Leute kennenlernen

Sei es Freundschafts- oder Partnersuche – wer andere Veganer kennenlernen möchte, hat einige Möglichkeiten: Wer mag, kann sich veganen Foren anschließen, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Eine weitere Möglichkeit, um vegane Leute kennenzulernen, sind vegane Stammtische, die in vielen Städten veranstaltet werden.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren