Doch auch bei veganen Genussmitteln sollten sich Veganer gewissenhaft informieren: Wo findet sich „Tierisches“ in Wein und Schokolade? Welche Inhaltsstoffe und Siegel zeichnen veganen Wein und vegane Schokolade aus? Und gibt es vegane Zigaretten?

Auf einen Blick: Die tierischen „Fallen“ in Wein und Schokolade

  • Wein: Gelatine, Casein (Kuhmilchprotein), Fischblase (vom Wels oder Stör), Eiklar
  • Schokolade: zum Beispiel Butterreinfett, Spuren von Lactose (Kakaobutter ist rein pflanzlich!)

Veganer Wein und Schokolade: In vielen Genussmitteln steckt Tier


Bei den Grundinhaltsstoffen von Wein oder Schokolade ist es einfach: Trauben oder Kakaobohnen sind eindeutig pflanzlicher Herkunft. Doch auch, wenn auf den ersten Blick keine tierischen Inhaltsstoffe vorhanden sind, können Wein oder Schokolade bei ihrer Herstellung mit tierischem in Berührung gekommen sein. Bei der Klärung von Wein beispielsweise greifen Winzer gern auf tierische Eiweiße zurück, die Trübstoffe aus dem Wein binden und ihn geschmacklich verbessern. Da diese Eiweiße nicht mehr im Endprodukt vorhanden sind, müssen sie nicht auf dem Etikett gekennzeichnet werden. Diese sogenannten technischen Hilfsmittel finden sich in zahlreichen Genussmitteln und erschweren es Veganern, tatsächlich veganen Wein zu konsumieren.

Die folgende Tabelle zeigt eine Liste häufig verwendeter tierischer Stoffe in Wein:

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Tierische Stoffe in WeinWozu verwendet?
Gelatine (vom Schwein oder Fisch)Beseitigung der Trübung im Wein (Schönung)
Casein (aus Kuhmilch)Schönung (Rotwein)
Fischblase (vom Wels oder Stör)Schönung (Weißwein)
EiklarBindung von Gerbstoffen im Wein

Neben dem Einsatz solcher tierischer Hilfsmittel gibt es noch eine weitere mögliche Quelle für tierische Stoffe: Der Kleber auf Getränke-Etiketten kann Casein, ein Protein aus Kuhmilch, enthalten.

Und wie sieht es nun mit veganer Schokolade aus? Die meisten herkömmlichen Schokoladenprodukte verzichten nicht auf Butterreinfett, da es die Schokolade cremig und glänzend macht. Je höher allerdings der Kakaoanteil ist, desto wahrscheinlicher handelt es sich um vegane Schokolade. Zartbitter- oder Kochschokolade ist normalerweise frei von Kuhmilchbestandteilen. Da diese aber häufig auf den gleichen Anlagen wie milchhaltige Schokoladenvarianten produziert werden, können auch sie geringe Mengen an Lactose enthalten. Einen Hinweis darauf gibt der Hersteller manchmal unter dem Schlagwort „kann tierische Bestandteile enthalten“ auf der Schokoladenverpackung an.

Gut zu wissen:

Kakaobutter ist ein rein pflanzliches Produkt, welches aus dem Fett der Kakaobohne gewonnen wird.

Vegane Ersatzstoffe aus Pflanzen oder Mineralien


Da die Nachfrage nach veganem Wein und veganer Schokolade stetig zunimmt, haben Winzer und Schokoladenhersteller mittlerweile eine Reihe an pflanzlichen Ersatzstoffen entwickelt, die den Einsatz von Fischblase und Co. überflüssig machen. Um die Trübstoffe aus dem Wein zu binden und den Geschmack abzurunden, verwenden viele Winzer nun pflanzliche oder mineralische Mittel.

Gängige Schönungsmittel für vegane Weine sind beispielsweise:

  • Bentonit (hochwertige Tonerden)
  • Kaolin (Porzellanerde)
  • Proteine aus Erbsen
  • Tannine (pflanzliche Gerbstoffe)

Auch Schokoladenhersteller experimentieren mittlerweile mit veganen Ersatzstoffen. Die Grundlage von veganer Schokolade ist meist Zucker, Kakao und Kakaobutter. Für die cremige Konsistenz und den Glanzeffekt werden Lupinenmehl (eine Hülsenfrucht) oder Sojaproteine zugesetzt. Vegane Schokolade hat außerdem den Vorteil, dass sie in den Händen nicht so schnell schmilzt.

Die veganen Alternativen zu Milch-Schokolade oder mit Eiklar geschöntem Wein erfreuen auch Allergiker. Setzen Winzer beispielsweise bei der Herstellung von Rotwein auf Bentonit, statt auf tierische Hilfsstoffe, verringert sich der Gehalt an Histamin (einem bekannten Allergen) im Wein deutlich. Bei Menschen mit einer Histamin-Unverträglichkeit können schon Mengen ab zwei Milligramm pro Liter Kopfschmerzen oder Schwindel auslösen.

Wie erkenne ich veganen Wein oder vegane Schokolade?


Weil tierische Hilfsmittel wie Casein bei vielen Menschen Allergien auslösen, gibt es seit 2012 eine EU-Kennzeichnungspflicht für einige der genannten tierischen Hilfsstoffe. Doch ist diese Pflicht nur ein erster Schritt auf dem Weg zu einem veganen Schokoladen- oder Weingenuss. Bleibt der Casein-Wert beispielsweise unter 25 Milliliter pro Liter Wein, muss kein Hinweis angebracht werden. Auch fallen nicht alle tierischen Stoffe, wie die Fischblasen, unter die Kennzeichnungspflicht.

Veganer müssen aber nicht auf Schokolade oder Wein verzichten. Produkte mit dem „Vegan“-Logo verwenden keine tierischen Inhalts- und Klärstoffe. Das Siegel kontrolliert allerdings nicht, ob der Etiketten-Leim aus tierischem Casein besteht. Hundertprozentige Gewissheit schafft deswegen nur die direkte Nachfrage nach Klebstoffen und Verarbeitungsstoffen beim Händler oder Hersteller.

Einkaufs-Tipp:

Da viele Schokoladen mit hohem Kakaoanteil ohne tierische Zusatzstoffe auskommen, lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe. Auch wenn kein „Vegan“-Logo aufgebracht ist, können diese Schokoladen vegan sein.

Die vegane Zigarette gibt es nicht


Die Herstellung von Zigaretten läuft in den wenigsten Fällen ohne tierischen Kontakt ab. Zum einen kann dem Tabak Schellack zugesetzt sein, welcher aus Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen wird. Zum anderen müssen für Zigaretten jährlich tausende Ratten, Mäuse oder Hunde als Versuchstiere herhalten. Für den Test neuer Inhaltsstoffe werden sie gezwungen, stundenlang Rauch zu inhalieren, obwohl es wirksame Labormethoden zur Risikoabschätzung gibt.

Tierversuche für Zigaretten sind in Deutschland zwar verboten. Aber da die Zigarettenkonzerne meist global handeln, gibt es keine Garantie, in Deutschland eine vegane Zigarette erwerben zu können. Allerdings gibt es bereits einige Tabakunternehmen wie Imperial Tobacco oder Santa Fe Natural Tobacco, die offizielle Richtlinien gegen die Durchführung von Tierversuchen an ihren Produkten eingeführt haben. Diese wären für Veganer, denen der Tierschutz am Herzen liegt, die bessere Wahl.

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