Formen des Veganismus: Tierproduktfreie Ernährungs- und Lebensweisen


Unter Veganismus verstehen wir eine Ernährungs- und Lebensweise, in der auf die Nutzung und den Konsum tierischer Produkte jeglicher Art verzichtet wird. In der Regel wird der Veganismus dem Veganismus als konsequentere Form untergeordnet.

Innerhalb der vegetarischen Ernährungs- und Lebensweisen werden vorrangig folgende unterschieden:

  • Flexitarier essen Fleisch nur selten (Teilzeit-Vegetarier)
  • Pescetarier verzichten auf den Verzehr von Fleisch, essen aber noch Fisch
  • Ovo-Lakto-Vegetarier verspeisen keine Fleisch- und Fischprodukt
  • Lakto-Vegetarier verzichten neben Fleisch und Fisch zusätzlich auf Eier
  • Ovo-Vegetarier verzichten auf Fleisch, Fisch oder Milchprodukte

Auch wenn bereits ein Großteil der Vegetarier auf die Verwendung tierischer Textil- und Kosmetikprodukte verzichtet und sich in Vereinen engagiert, versteht sich der Veganismus als weitaus entschlossenerer Lebensstil, der eine reine Ernährungsform übersteigt und einen vollständig tierproduktfreien Idealzustand anstrebt. Zum Veganismus zählen wir deshalb auch zielbewusste Aufklärung und die aktive Verbreitung des veganen Gedankens. Viele Veganer zeigen tatkräftiges Engagement gegen den Hunger in der Welt, für das Klima und die Rechte der Tiere.

Vegetarische und vegan liegt im Trend

Laut dem 2021 in Auftrag gegebenem Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stieg die Zahl der vegetarisch und vegan lebenden Menschen in Deutschland an: 10 Prozent der deutschen Bevölkerung ernähren sich vegetarisch und 2 Prozent verzichten vollständig auf tierische Produkte. Für Deutschland bedeutet das mehr als 10 Millionen Menschen, die sich für eine tierfreie Ernährungs- beziehungsweise Lebensform entscheiden.1

Bedarfsdeckende Nährstoffe oder Nahrungsergänzungsmittel?


Wie jede Form der Ernährung, erfordert auch der Veganismus im Hinblick auf eine ausreichende Zufuhr von Nährstoffen sorgfältige Planung. Im Wesentlichen gewährleisten Nährstoffe, die für unseren Stoffwechsel unabdingbar sind, eine normale Entwicklung sowie die Aufrechterhaltung unserer körperlichen Funktionen und unserer Gesundheit. Bei unzureichender Zufuhr werden Hormone und Enzyme in ihrer Aktivität geschwächt: Müdigkeit und Trägheit können die Folge sein. Enthalten wir unserem Körper aber auf Dauer lebensnotwendige Nährstoffe vor, können daraus schwerwiegende Mangelerscheinungen resultieren.

Die Basis einer gesunden veganen Ernährung bildet deshalb eine abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl aus Obst und Gemüse, Getreide- und Sojaprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen. Ob der Bedarf an energieliefernden Nährstoffen sowie Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen durch die vegane Ernährung gedeckt wird, sollte regelmäßig ärztlich untersucht werden. Sofern nicht durch speziell angereicherte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel supplementiert wird, sollten Veganer insbesondere auf die bedarfsdeckende Zufuhr von Vitamin B12 achten, das von Natur aus nur in tierischen Produkten vorkommt.

Was ist vegan? Von veganer Kosmetik bis hin zu veganen Möbeln


Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte landen bei Veganern nicht auf dem Teller. Doch ist das schon alles? Was is(s)t eigentlich ein Veganer? Allgemein steht die weitestgehende Vermeidung versteckter tierischer Produkte im Vordergrund. Offenkundig ist dabei die Ernährung. Neben Lebensmitteln, die ganz klar als tierisch erkennbar sind (Fisch, Fleisch und Co.), gibt es allerdings auch solche, bei denen genauer hingesehen werden muss. Zum Beispiel werden bei der Herstellung von Wein und Saft teils noch Gelatine oder Fischblase als Hilfsstoffe zur Klärung verwendet. Um der Frage „Ist das vegan?“ auf die Spur zu kommen, mussten beherzte Veganer oftmals beim Hersteller nachfragen. Mittlerweile werden viele Produkte im Supermarkt jedoch als vegan oder vegetarisch deklariert – gerade für Vegan-Anfänger eine große Hilfe.

Allerdings beschränkt sich Veganismus nicht auf Lebensmittel. Auch der Konsum und Gebrauch tierischer Produkte wird hinterfragt, beispielsweise in folgenden Bereichen:

  • Kosmetik: aufgrund des natürlichen Farbstoffs Karmin werden unter Umständen Läuse verwendet
  • Möbel: neben dem offensichtlichen Ledersofa verstecken sich tierische Produkte unter Umständen auch in Holzmöbeln, deren Leim manchmal aus tierischen Abfällen hergestellt wird
  • Textilwaren: Leder, Pelz, Seide oder Wolle, aber auch Bindemittel und Klebstoffe tierischen Ursprungs sind möglich

Oft müssen Veganer ganz genau hinsehen oder beim Hersteller anfragen, ob die Produkte frei von Tier sind.

Da eine zu einhundert Prozent tierproduktfreie Lebensweise als nicht erreichbar gilt, steht für die meisten vegan lebenden Menschen das Schlagwort „Vermeidung des Vermeidbaren“ häufig im Zentrum der eigenen Lebenseinstellung.

Garantiert vegan? Geschützte Marken, Siegel und geprüfte Zeichen


Geprüfte Zeichen wie das V-Label oder die Vegan-Blume erleichtern Konsumenten den Kauf garantiert veganer Produkte. Das V-Label wird in Deutschland als international geschützte Marke vom Vegetarierbund Deutschland e.V. vergeben. Dieses Gütesiegel der Europäischen Vegetarier Union garantiert, dass ein Produkt zu einhundert Prozent vegetarisch, eifrei, milchfrei oder vegan ist, und kennzeichnet vegetarier- und veganfreundliche Restaurants.

Die von der Vegan Society England vergebene Vegan-Blume garantiert, dass mit diesem Gütesiegel gekennzeichnete Produkte sowie deren Produktionsprozesse vollständig tierbestandteil- und tierversuchsfrei sind.

Die Vegan Society wurde 1944 als Gegenbewegung zur Vegetarian Society in England gegründet und prägte den Begriff "vegan" als eine Kurzform aus "vegetarian". Der 1994 von der Vegan Society anlässlich ihres 50. Jahrestages ins Leben gerufene Weltvegantag wird seither am ersten November jedes Jahres mit zahlreichen Informationsveranstaltungen und vielfältigen Aktionen gefeiert.

Foto eines mit Gemüse belegten veganen Burgers, wie er sich bei Veganismus eignet.
Die vegane Küche bietet eine bunte Vielfalt an Gerichten: Auf ihr Lieblingsessen müssen Veganer nicht verzichten.
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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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