Pythagoras: Von mathematischen Formeln und Tierliebe


Die Geschichte des Vegetarismus und Veganismus beginnt in der Antike: Als der erste große Vegetarier gilt der Philosoph und Mathematiker Pythagoras (um 570 – 500 vor Christus). Mit seinem Ausspruch „Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen zurück“, ist der Gelehrte seiner Zeit schon weit voraus. Dabei lehnt er nicht nur die religiösen Tieropfer ab, sondern verzichtet ebenso auf den Verzehr von Fleisch. Mit seiner Ansicht ist Pythagoras jedoch nicht alleine: eine Schar von Gleichdenkenden sammelt sich um ihn, eine richtige Bewegung wird daraus jedoch nicht.

Schon gewusst?!

Bis zur offiziellen Einführung des Begriffes „Vegetarier“ (1847) bezeichnete man in England die Anhänger der Ernährungsform als „Pythagoreer“.

Etwa zur selben Zeit, um das Jahr 600 v. Chr. leben auch die griechischen Orphiker. Sie lehnen ebenfalls den Fleischverzehr ab, allerdings aus religiös-philosophischen Gründen. Die Orphiker glauben daran, dass die tierische sowie menschliche Seele nach dem Tod wiedergeboren wird. Erlösung findet nur der, wer seinen Körper rein hält und asketisch lebt. Dies bedeutet für die Orphiker unter anderem auf Fleisch sowie Eier und Wolle zu verzichten.

Entwicklung bis zur frühen Neuzeit: Fleisch als begehrtes Nahrungsmittel


Mit dem Untergang der Antike scheint auch der Vegetarismus von der Bildfläche verschwunden. Zwar verzichten einige christlichen Mönche im Mittelalter auf den Fleischgenuss, jedoch hat dies in erster Linie religiöse und keine ethischen Gründe. Denn der Verzicht ist häufig gleichbedeutend mit Entbehrung sowie Zügelung von Trieben. So legen beispielsweise die Benediktiner fest, dass mit Ausnahme der Kranken und Schwachen auf das Fleisch von Vierfüßlern verzichtet werden soll. Allerdings sind dadurch weder Fisch noch Geflügel ausgenommen. Ähnlich handhaben es die Zisterzienser, die Fleisch und Fett meiden.

Fleisch in der Fastenzeit?!

Obligatorisch enthielten sich Christen während der Fastenzeit dem Fleischverzehr. Allerdings gab es hier so einige kuriose „Tricksereien“: Beispielsweise vertrat ein Kirchenvater die Ansicht, da Fische und Vögel von Gott am selben Tag geschaffen wurden, zähle das Suppenhuhn zu den Meeresbewohnern – und diese durfte man bekanntlich essen. Auch Biber landeten auf dem Speiseplan, da sie vorwiegend im Wasser leben.

Als Vegetarier lassen sich diese Zeitgenossen daher kaum bezeichnen. Erst in der frühen Neuzeit treten wieder bekannte Vertreter auf: So befürwortet beispielsweise Leonardo Da Vinci (1452-1519) eine vegetarische Lebensweise.

Der Vegetarismus im 19. Jahrhundert


In der Zeit der Aufklärung machen ebenfalls berühmte Persönlichkeiten auf den Vegetarismus aufmerksam. Als Beispiel sind die Schriftsteller Francois de Voltaire (1694-1778) und Jean Jaques Rousseau (1712-1778) zu nennen. Doch erst im Laufe des 19. Jahrhunderts etabliert sich der Vegetarismus in Europa. Besonders im angelsächsischen Raum stößt eine vegetarische Ernährung auf große Bereitschaft: Unter den Befürwortern gilt eine pflanzliche Kost als gesünder, manch einer sieht sogar einen Zusammenhang zwischen Fleischverzehr und aggressivem Verhalten.

Der erste Vegetarier-Verein wird bereits 1801 in London gegründet, dem 1847 die Gründung der Vegetarian Society folgt – die es bis heute gibt. Deutschland rückt 1867 mit der Vegetarischen Vereinigung in Nordhausen nach.

Das 20. Jahrhundert: Die Geschichte des Veganismus nimmt ihren Lauf


Eine Unterscheidung zwischen Vegetarismus und Veganismus existiert in der frühen Geschichte noch nicht. Wahrscheinlich auch deshalb, da es einen absoluten Verzicht aller tierischen Produkte nur selten gibt; im 19. und 20. Jahrhundert leben hauptsächlich Ovo-Lacto-Vegetarier (verzichten auf Fleisch und Fisch).

Schon gewusst?

Den Begriff „vegan“ kreierte Donald Watson, der Gründer der Vegan Society, aus den Anfangs- und Endbuchstaben des englischen Wortes „veg-etari-an“.

Offiziell nimmt die Geschichte des Veganismus in England im Jahr 1944 ihren Anfang, als die Vegan Society aus der Vegetarian Society hervorging.

Die Geschichte des Veganismus in Deutschland


In Deutschland spricht sich Bruno Wolff, der 1933 zum Vorsitzenden des Vegetarierbundes Deutschland (VEBU) gewählt wird, für eine rein pflanzliche Ernährung aus. Der VEBU gründet sich bereits 1892, heute steht er für die Interessengemeinschaft der vegetarisch und vegan lebenden Menschen.

Ende des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Tierschutzbewegungen zu: Damit einhergehend steigt die Anzahl der Veganer, ebenso Aktionen wie beispielsweise Nacktdemos oder Jagdsabotagen. Zwar werden die Aktivisten Anfang der 1990er Jahre noch belächelt, doch schon Mitte des Jahrzehnts finden ernsthafte Berichterstattungen in den Medien statt. Durch das Interesse gibt es nun immer mehr Diskussionen über die vegane Ernährung – die Frage nach gesund oder nicht steht nun im Raum. Dem weiteren Verlauf der Veganismus Geschichte tut dies jedoch keinen Abbruch: Heute leben rund 900.000 Veganer in Deutschland sowie etwa 7,8 Millionen Vegetarier1 – Tendenz steigend.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren