Warum veganer Fischersatz? Die ökologischen Folgen des Fischfangs


Es gibt Vegetarier – genau genommen Pescetarier –, die sich aus Überzeugung dazu entschieden haben, kein Fleisch mehr zu essen. Bei Fisch machen sie aber eine Ausnahme. Fische sind wechselwarme, freischwimmende Wirbeltiere. Rein evolutionstechnisch ähneln sie dem Menschen weniger als andere Tiere. Aus diesem Grund, und auch, weil sie in freier Wildbahn gefangen werden, verzichten viele auf Fleisch, jedoch nicht auf Fisch. Der Fischfang kann jedoch schwere ökologische Folgen haben – ein weiterer Grund, wieso viele Veganer neben Fleisch auch Fisch verweigern. Der Wegfall kompletter Fischbestände bedroht nicht nur die Nahrungsgrundlage von Raubfischen und Seevögeln. Fisch ist auch die wichtigste Nahrungsquelle von vielen Menschen in West- und Nordafrika.

Im Durchschnitt hat jeder Deutsche im Jahr 2014 14 Kilogramm Fisch verzehrt. Das entspricht etwa 1,13 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte insgesamt.1 Aufgrund dieser hohen Zahlen warnt der World Wide Fund of Nature (WWF) vor einer Überfischung der Meere – vor allem im Mittelmeer. Dort gelten 93 Prozent der untersuchten Fischbestände als überfischt. Glaubte man in den 1950er Jahren noch an den unendlichen Reichtum der Meere, muss der Mensch heute feststellen, dass dieser Reichtum bald erschöpft ist.

Fischersatz: Das Gute im Fisch


Fisch ist ein sehr proteinreiches Lebensmittel. Viele Fischarten wie Lachs, Thunfisch oder Hering enthalten zudem wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Diese ungesättigten Fette wirken sich positiv auf die Blutwerte aus und schützen somit vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen. Und auch Gehirnstoffwechsel und -funktion werden durch die Fette gefördert. Des Weiteren reduzieren Omega-3-Fettsäuren Entzündungen und sind somit wirksam gegen chronische Entzündungen wie Arthritis.

Achtung

Unabhängig von den vielen Nährstoffen können sich viele Schadstoffe wie Quecksilber, Blei oder Arsen in Fischen befinden. Die Belastung ist jedoch abhängig vom Fang-Ort, vom Fettgehalt des Fisches (höherer Schadstoffgehalt in fettem Fisch), von der Fischart und vom Alter der Fische. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät Schwangeren daher, den Verzehr von einigen Fischarten wie Thunfisch einzuschränken.3

Neben den Fetten sind die Meerestiere zusätzlich reich an Spurenelementen wie Kalium, Jod sowie Fluor und enthalten viele Vitamine. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt deshalb, ein- bis zweimal in der Woche Fisch zu essen. Veganer müssen daher die wichtigen Nährstoffe des Fisches auf eine andere Weise zuführen. Welche Lebensmittel sind besonders für den Fischersatz geeignet?

Fischersatz: Diese Lebensmittel enthalten viele Omega-3-Fettsäuren


Nur weil Veganer keinen Fisch essen, sollten sie nicht auf Omega-3-Fettsäuren verzichten. Es gibt pflanzliche Lebensmittel, die ebenfalls reich an ungesättigten Fettsäuren sind. Guten Fischersatz bieten folgende Lebensmittel:

  • Algen: Algen sind die pflanzliche Quelle für Omega-3-Fettsäuren und somit eine gute Fischalternative für Vegetarier und Veganer. Häufig bieten asiatische Supermärkte Algen zum Verkauf an. Algenöl kann aber auch in Tablettenform eingenommen werden.
  • Leinöl und Leinsamen: Eine umweltfreundliche und vegane Möglichkeit, Omega-3-Fettsäuren zu tanken, bieten auch Leinsamen beziehungsweise Leinöl. Diese sind reich an Alpha-Linolensäure, die zur Gruppe der Omega-3-Säuren gehört.
  • Walnüsse: Ein hervorragender Fischersatz für Omega-3 sind Walnüsse. Zwei bis drei Nüsschen pro Tag reichen, um die nötige Tagesmenge zu decken.
  • Chiasamen: Als modernes Superfood gelten die Heilsamen der Maya. Die Samen bestehen zu 18 Prozent aus der Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure.

Wussten Sie?

Wein und Säfte können ebenfalls Spuren von Fisch und Fleisch enthalten. Proteine aus der Fischblase oder andere tierische Produkte werden teilweise zu Klärung der Getränke verwendet. Nur bei veganem Wein können Sie hundertprozentig sicher sein, dass keinerlei tierische Produkte bei der Herstellung beteiligt waren. Auch einige Sojasoßen sind nicht vegan – sie können Fisch-Bestandteile enthalten.

Veganer Fisch: Welcher Visch kommt auf den Tisch?


Thunfisch auf der Pizza oder traditionelle Fischstäbchen mit Kartoffelbrei: Wer nicht nur die Nährstoffe von Fisch ersetzten möchte, sondern klassische Fischgerichte auf vegane Art genießen will, kann mit veganen Rezepten selbst den Geschmack von Fisch imitieren. Wer sich dagegen weniger Arbeit machen will, greift einfach zu fertigem „Visch“.

Diese fertigen Fischersatz-Produkte gibt es

Neben veganen Fleischprodukten gibt es mittlerweile ein relativ großes Angebot an veganem Fisch. Der Fischersatz versucht sowohl geschmacklich als auch optisch Fisch und Meeresfrüchte zu imitieren – denn das Auge isst ja bekanntlich mit. Von veganem Fischburger über veganem Kaviar bis hin zu veganen Riesengarnelen und Scampi ist alles auf dem Markt. Basis dieser veganen Fischalternativen sind zum Großteil Weizeneiweiß, Tofu und Soja. Riesengarnelen und Scampis werden außerdem aus Yamswurzelpulver hergestellt. Die tropische Knolle schmeckt ähnlich wie Süßkartoffeln. Für das Meeresaroma der Produkte sorgt meist Seetang.

Sprichwörtlich sagt man „es ist weder Fisch noch Fleisch“, wenn man ausdrücken möchte, dass etwas nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Das mag auch bei veganem Fisch zutreffen, der in der Tat nicht jedermanns Sache ist. Letztendlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, wie sich der vegane Fisch geschmacklich in der Pfanne macht.

Vegane Fischgerichte: Eine super „Algenative“

Viele vegane Rezepte, die den typisch „fischigen“ Geschmack nachahmen wollen, basieren auf Algen beziehungsweise Seetang. Genau genommen schmecken Algen nicht nach Fisch, sondern Fisch nach Algen. Der grüne Fischersatz kann im Asialaden gekauft werden, aber auch viele größere Supermärkte haben Algen im Sortiment.

Gut machen sich die Algenblätter vor allem in der Suppe, aber auch, wenn Sie die Algen mit Tofu kombinieren, entstehen leckere Gerichte, die nach Meer schmecken. Algen können Sie außerdem als Granulat kaufen. Somit können Sie die Algen auch zum Panieren verwenden und zum Beispiel vegane Fischstäbchen gemacht werden.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren