Welche Gründe sprechen dafür, Tiere vegan zu ernähren?


Gründe für vegane Tierernährung sind ähnlich zu denen des menschlichen Veganismus. Zum einen wird hier ebenso der Tierschutz genannt. Wer sich selbst aus ethischen Gründen vegan oder vegetarisch ernährt, möchte diesen Grundgedanken gerne auf die Nahrung seines Haustiers anwenden. Denn auch für handelsübliches Futtermittel müssen anderswo Tiere geschlachtet werden, ganz zu schweigen von deren Transport und Haltung.

Zum anderen wird als häufiger Grund die gesundheitliche Gefahr für das Haustier genannt. Zwar sind Futtermittel nicht für den menschlichen Verzehr gedacht, doch sollen sie in Verarbeitung, Haltbarkeit und Kennzeichnung gleichgestellt sein. Dies regeln in Deutschland die Richtlinien im Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB).1 Allerdings garantieren diese, wie vergangene Fälle wie beispielsweise der Gammelfleisch-Skandal zeigen, nicht zwangsläufig eine einwandfreie Handhabung. Ähnlich wie in menschlichen Lebensmitteln können in Tiernahrung Pestizide, Antibiotika oder Hormone enthalten sein. Negativ können sich auch andere Inhaltsstoffe wie Zucker auswirken.

Einige dieser Zusätze können Krankheiten zur Folge haben, so zum Beispiel:

  • Allergien
  • Krebs
  • Arthrose
  • Karies
  • Diabetes
  • Verdauungsprobleme

Darüber hinaus lassen manche Firmen die Tiernahrung in anderen Ländern produzieren. In einigen, so beispielsweise in China oder Thailand, gelten andere Standards im Hinblick auf Hygiene, Umwelt und Tierschutz.

Tiere vegan ernähren und artgerechte Tierhaltung – lässt sich das vereinbaren?


Im Deutschen Tierschutzgesetz, Absatz zwei2, ist bei Tierhaltung und -betreuung festgehalten, dass man „das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen [muss].“ Ferner darf das Tier nicht dahingehend eingeschränkt werden, dass diesem Schmerzen oder anderes Leid zugefügt werden.

Was bedeutet das nun in Zusammenhang mit veganem Tierfutter? Können Tiere vegan ernährt werden oder spricht das gegen artgerechte Haltung?

Maus & Co. als „Pflanzen-Lieferant“ – hätten Sie’s gewusst?

Ähnlich dem Menschen knabbern auch Hunde und Katzen gerne mal zwischendurch – allerdings fressen diese Gras statt Salzstangen. Woran das liegt? Einerseits kann dies rein geschmackliche Gründe haben, andererseits wird vermutet, dass damit beispielsweise Magen und Darm gereinigt werden sollen. Ebenso können andere pflanzlichen Anteile auf dem Speiseplan eines Hundes landen. Wundern Sie sich also nicht, falls Ihr Hund einmal Äpfel oder Erdbeeren nascht.

Katzen nutzen Gras ebenfalls als Verdauungshilfe, oftmals erbrechen sich die Tiere kurz nach dem Verzehr. Pflanzliche Anteile werden jedoch nicht nur über Grünzeug aufgenommen, sondern auch über kleinere Säugetiere wie Mäuse. Da diese im Ganzen gefressen werden, nimmt das Tier so auch Innereien, Knochen und Mageninhalt (Getreide, Pflanzen) auf. Dadurch erhält die Katze wichtige Nährstoffe wie Ballast- und Mineralstoffe.

Eigentlich müsste die Diskussion bereits beim Thema Tierhaltung beginnen. Diese ist an sich schon nicht artgerecht, so bei Hunden und Katzen. In der freien Wildbahn sind diese Tiere – anders als die auf dem Sofa liegende, verwöhnte Hauskatze – für ihr Futter selbst verantwortlich und sehen sich zudem einer gewissen Anzahl an natürlichen Feinden gegenüber.

Beispielsweise sind Vögel und Mäuse die natürliche Nahrungsquelle einer Katze. Dem steht das Futtermittel gegenüber, in dem beispielsweise Rindfleisch verarbeitet ist – dieses kann kaum als natürliches Futter bezeichnet werden. Hinzu kommen in verarbeiteten Futtermitteln meist noch Füll- oder Geschmacksstoffe. Ganz abgesehen von den bereits erwähnten Pestiziden und Schlachtabfällen.

Bereits an diesem Punkt stellt sich also die Frage, ob eine Haltung artgerecht ist. Aber wie sieht es mit angereichertem Futter wie Getreide aus? Ist eine pflanzenbasierte Tiernahrung den Bedürfnissen des Vierbeiners entsprechend?

Aus biologischer Sicht zählen Hunde zu den Carnivoren, also den Fleischfressern. Auf dem Speiseplan stehen allerdings auch Fische, Insekten und pflanzliche Anteile wie Kräuter oder Beeren. Daher müssten Hunde eigentlich als Allesfresser (Omnivore) bezeichnet werden, wie der Mensch. Denn besonders pflanzliche Anteile sind für den Verdauungstrakt des Hundes wichtig. Dies bedeutet, wer seinen Hund rein mit Fleisch ernährt, handelt nicht artgerecht. Auch Katzen fressen Grünzeug wie Gras, zählen aber zu den Carnivoren.

„Naturgemäß“ müsste eine artgerechte Tiernahrung von Hunde und Katzen also sowohl Fleisch enthalten, als auch pflanzliche Nahrungsanteile. Ist eine vegan-vegetarischen Tiernahrung dennoch möglich?

PETA-Studie zu vegan-vegetarisch lebenden Hunden

Generell sei gesagt, es ist möglich, sein Tier vegan zu ernähren. Die Tierrechtsorganisation PETA spricht sich für eine vegane Tierernährung aus und führte bereits in 1990er Jahren eine Studie3 durch – im Zentrum standen vegetarisch-vegan ernährte Hunde.

Von den insgesamt 300 teilnehmenden Hunden (USA und Kanada) lässt sich deren gesundheitlicher Zustand wie folgt aufteilen:4

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Dauer der ErnährungBis 2 Jahre3-5 Jahre6-8 Jahre
Insgesamt161 (53,7%)87 (29,0%)27 (9,0%)
Vegetarisch67 (22,3%)29 (9,7%)15 (5,0%)
Vegan94 (31.3%)58 (19,3%)12 (4,0%)

Obwohl keine Vergleichsstudie mit „normalessenden“ Hunden durchgeführt wurde, hält die PETA-Studie folgende Ergebnisse fest: Je länger eine vegan-vegetarisch Ernährung vorlag, desto vorteilhafter für die Hunde. Das Risiko, beispielsweise an Infektionskrankheiten oder Krebs zu erkranken, verringerte sich. Allerdings sollte bei dieser Ernährungsform die Aminosäure L-Carnitin (in Pulverform dem Futtermittel beifügen) oder Taurin zugegeben werden, um das Risiko einer linksseitigen Herzerweiterung (Kardiomyopathie) zu vermindern. PETA empfiehlt ferner eine vegane gegenüber einer vegetarischen Ernährung. Der Verzicht auf Sojaprodukte wirke sich außerdem positiv auf die Gesundheit der Tiere aus.

Wer sein Tier vegan ernährt, sollte einiges beachten


Nach der Studie von PETA scheint es durchaus möglich, sein Tier vegan zu ernähren. Hunde- und Katzenbesitzer müssen dabei jedoch auf einiges achten: Das Gleichgewicht der erforderlichen Nährstoffe sollte erhalten bleiben, um die Gesundheit des Tieres nicht zu gefährden. Das heißt, es muss ausreichend Protein, Kalzium und Vitamin D vorhanden sein. Darüber hinaus benötigen manche Hunde die Aminosäure L-Carnitin, da ein Mangel zu Kardiomyopathie führen kann.

Katzen sind ernährungstechnisch schwieriger zu handhaben. Besitzer sollten auf eine genügende Zufuhr von Vitamin A achten. Dieses kann als Nahrungsergänzungsmittel unter das normale Futter gemischt werden. Ein Mangel an Vitamin A kann unter anderem zu einem Verlust des Hörens führen, aber auch Probleme mit der Verdauung hervorrufen. Fehlt einer Katze zudem Taurin (Abbauprodukt der Aminosäuren) kann es zum Sehverlust kommen.

Wer sein Tier vegan ernähren möchte, sollte seinem Liebling den Übergang erleichtern. Das pflanzliche Futter sollte nach und nach unter das normale untergemischt werden. Das Mischungsverhältnis stetig steigern, bis keine fleischlichen Inhalte mehr im Tierfutter enthalten sind. Danach sollten Haustierbesitzer ihr Tier jedoch beobachten, ob dieses die vegan-vegetarische Kost verträgt. Unter Umständen können Magen-Darm-Probleme auftreten.

Sie können vor der Umstellung einen Tierarzt aufsuchen und um Rat fragen. Die meisten Tierärzte sprechen sich gegen eine industriell gefertigte Tiernahrung aus, die zwar praktisch ist, aber gesundheitsschädigend sein kann. Häufig empfehlen Tierärzte daher eine Ernährung mit hochwertigem, biologisch-hergestelltem Tierfutter oder die Mahlzeit selbst zuzubereiten. Ob eine vegane Ernährung und damit die eigene Lebenseinstellung auch auf das Haustier übertragen werden sollte, ist jedem selbst überlassen. Ist jedoch die Gesundheit des Tieres gefährdet, sollte – aller Tierliebe zum Trotz – auf eine solche Kost verzichtet werden. Gesunder Menschenverstand ist gefragt.

Ein Hund liegt vor seinem Napf voller Gemüse. Wie in diesem Beispiel möchten manche Besitzer ihre Tiere vegan ernähren.
Nicht jedes Tier verträgt eine rein pflanzliche Ernährung. Das Tierwohl sollte dann an erster Stelle stehen.

Buchtipp für Hundeliebhaber

Wer seinen Hund vegan ernähren möchte und das Futter selbst herstellen möchte, der kann in folgende Bücher einmal einen Blick werfen: VEGAN KOCHEN FÜR MENSCH UND HUND von Juli Saflor oder BUNTES FÜR DEN HUND von Sylvia Esch-Völkel.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren