Der fatale Plastikkreislauf: Vom Mensch ins Meer und zurück


Jeder Deutsche verursacht pro Jahr im Schnitt über 210 Kilogramm Verpackungsmüll – der hauptsächlich aus Kunststoff besteht. Hinzu kommt, dass Plastik in der Industrie in riesigen Mengen verwendet wird, weil es günstig, einfach zu säubern (sterilisierbar) und leicht ist.

Das Problem an Plastik

Das Material wird aus den nicht nachwachsenden Stoffen Erdöl, Gas und Kohle hergestellt. Zudem ist ausgedientes Plastik nicht biologisch abbaubar, sondern verbleibt hunderte von Jahren in der Umwelt. Eine PET-Flasche zerfällt zum Beispiel erst nach 450 Jahren.

Wie Plastik in die Natur gelangt und wer durch den Kunststoffmüll geschädigt wird, ist nicht immer offensichtlich. Eines ist aber sicher: Der problematische Plastik-Kreislauf beginnt beim Mensch.

  • Achtlos in die Natur geworfene große Plastikteile (zum Beispiel Einkaufstüten) werden in Flüsse gespült und gelangen ins Meer. Dort werden sie von Tieren, beispielsweise Schildkröten, mit Nahrung verwechselt.
  • Winzig kleine Plastikpartikel (Mikroplastik) aus Waschmitteln, Kosmetik und der Industrie erreichen unsere Flüsse und Meere, da Kläranlagen diese nicht herausfiltern können.
  • Im Meer binden die kleinen Plastikpartikel Schadstoffe an sich und werden von Muscheln oder Algen aus dem Wasser gefiltert. Diese landen direkt auf unserem Teller oder dienen als Nahrung für Fische.
  • Das Plastik kehrt schließlich in unseren Körper zurück – bei Veganern zum Beispiel in Form von belasteten Algen, die gegessen werden.

Wer Wert auf eine gesunde und nachhaltige Ernährung legt, kann seine Augen somit nicht vor dem Plastik-Problem verschließen. Hinzu kommt, dass Mikroplastik aus synthetischen Kleidungsstücken auch über die Haut aufgenommen werden kann oder direkt an Lebensmittel abgegeben wird, die in Plastik verpackt sind. Die Folge: Wir Menschen nehmen winzig kleine Plastikpartikel auf, die dem Körper schaden können. Einige Stoffe im Plastik wie Bisphenol A stehen beispielsweise im Verdacht, wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen zu wirken. Möglicherweise entstehen dadurch Verhaltensänderungen, verringerte Fruchtbarkeit, Diabetes und viele weitere Erkrankungen.

Doch auch wenn Plastik heutzutage fast überall ist, gibt es immer mehr Möglichkeiten, sein Leben ohne Plastik zu gestalten.

Lebensmittel plastikfrei einkaufen und lagern


Der Vorsatz, plastikfrei Lebensmittel einzukaufen, hat viel mit Entschleunigung und bewusster Planung zu tun. Ein herkömmlicher Supermarkt bietet zwar hin und wieder einige Nahrungsmittel, die ohne Plastik auskommen, ein normaler Wocheneinkauf gestaltet sich hier jedoch schwierig. Als Alternative bieten sich

  • Märkte,
  • Unverpackt-Läden,
  • Bioläden und
  • Frischetheken an.

Nehmen Sie am besten eine Baumwolltasche oder einen Korb zum plastikfreien Einkaufen mit. Gibt es einen Unverpackt-Laden in Ihrer Nähe, sollten Sie an Schraubgläser, Brotdosen aus Aluminium oder Glasflaschen denken. Das Prinzip dieser plastikfreien Einkaufsmöglichkeit ist schnell erklärt: Die angebotenen Lebensmittel können in mitgebrachte Behältnisse abgefüllt werden, die leer und mit Inhalt gewogen werden. Zur Not liegen Papiertüten oder Gefäße zum Kauf bereit.

Mit einem Trick können Sie auch an Frischetheken in Supermärkten leckere vegane Cremes, Antipasti oder veganen Frischkäse ohne Plastikdöschen kaufen. Eigentlich dürfen die Angestellten wegen der EU-Hygieneverordnung keine mitgebrachten Behältnisse befüllen – bleibt das Gefäß aber auf der Theke oben stehen, besteht kein Problem.

Die richtige Lagerung

Um Müll zu vermeiden und die Lebensmittel vor Weichmachern in Plastikboxen zu schützen, bieten sich Gefäße aus Keramik, Glas oder Holz zur Lagerung an. Eine leichte, plastikfreie Alternative für das Aufbewahren von Lebensmitteln ist Wachspapier.

Plastikfrei Waschen und Putzen mit Omas Alleskönnern


Was bei Lebensmitteln etwas Überlegung erfordert, ist bei Putz- und Waschmitteln eine noch größere Herausforderung. Fast jedes Putzmittel ist in Plastikflaschen abgefüllt, außerdem enthalten viele davon Mikroplastikpartikel als Zusätze, die letztlich in unseren Wasserkreislauf gelangen.

Dabei ist es gerade beim Waschen eher die Reibung und nicht das Mittel an sich, dass Sauberkeit erzeugt. Plastikfreie Alternativen zu herkömmlichem Waschmittel sind überdies leicht selbst hergestellt und noch dazu günstig. Fünf Dinge eignen sich besonders gut zum Wäschewaschen:

  • Efeu
  • Kastanien
  • Waschnüsse (Früchte des Waschnussbaumes)
  • Kern- oder Olivenölseife am Stück
  • Waschsoda (Natriumcarbonat)

Efeu und Kastanien enthalten sogenannte Saponine, also Stoffe, die Schaum erzeugen. Am besten pflücken Sie Efeu und Kastanien abseits großer Straßen, da die Naturprodukte so weniger feinstaubbelastet sind. Waschsoda erhalten Sie hingegen in größeren Drogerien, Seife am Stück gibt es in vielen Naturkosmetik-Läden.

Gehen Sie für ein Waschmittel aus Seife folgendermaßen vor: Hobeln Sie 50 Gramm der Seife klein und lösen dies in vier Liter warmem Wasser auf. Rühren Sie jetzt acht Esslöffel Waschsoda unter und geben je nach Bedarf 30 Tropfen Duftöl hinzu. Pro Waschgang benötigen Sie 250 Milliliter des Mittels.

Plastikfrei Waschen mit Efeu oder Kastanien

Für ein Waschmittel aus Efeu oder Kastanien brauchen Sie entweder zehn Blätter getrockneten Efeu oder vier geviertelte Kastanien. Übergießen Sie den Naturstoff nun mit je 300 Milliliter heißem Wasser und lassen das Gemisch 24 Stunden ziehen. Abgesiebt hält sich das Mittel einige Tage.

Auch zum Putzen gibt es gute Alternativen zu plastikverpackten und oft auch übertrieben aggressiven Reinigern. Unsere Großeltern haben hier gute, plastikfreie Tipps parat! Echte Alleskönner sind zum Beispiel Essigessenz, Waschsoda und Zitronensäure. Fast alle Dinge im Haus können so effektiv gereinigt werden:

  • Waschbecken, Dusche, Fließen: 3 Esslöffel Essigessenz, 2 EL Zitronensäure, 1 EL Spülmittel und 400 Milliliter Wasser in einer Glasflasche mit Sprühkopf vermischen: Fertig ist der Badreiniger!
  • Toilette: 2 Esslöffel Waschsoda auf 5 Liter Wasser gibt einen guten WC-Reiniger. Urinstein kann man auch mit Backpulver zu Leibe rücken.
  • Fenster: Putzen Sie Ihre Fenster doch mal mit einem Gemisch aus 80 Milliliter Wasser, 35 Milliliter Weißweinessig und einem Tropfen Zitronenöl.
  • Küche: Je 1 Esslöffel Zitronensäure, Natron und Waschsoda vermischen, dabei einen Mundschutz tragen, da die Schleimhäute gereizt werden können. Das Gemisch eignet sich super als Fettlöser.

Verzichten Sie zudem auf Plastik-Schwämme und nutzen besser selbstgenähte Lappen aus alten Hand- oder Geschirrtüchern. Auch kompostierbare Schwämme aus Bambus oder Maisfasern unterstützen das Leben ohne Plastik.

Plastikfreie Kosmetik und Hygiene-Artikel


Beim Gang in Drogerien sieht das Bild ähnlich aus wie im Supermarkt: Cremes, Peelings, Lippenstifte, Zahnpasta – fast alles gibt es in Plastikverpackung. Als feine Kügelchen oder in gelartiger Form sind in Hygiene- und Kosmetikartikeln zudem oft Plastikpartikel enthalten. Plastikfreie Alternativen sind häufig Naturkosmetika.

Diese Tipps helfen beim Einkauf von plastikfreien Kosmetik- und Pflegeprodukten:

  • Peelings: Auf Kieselsäure-Peelingkörner oder Jojobaperlen achten, diese sind plastikfrei.
  • Frauenhygiene: Statt Tampons oder Monatsbinden können Frauen auf mehrfach verwendbare Menstruationstassen ausweichen. Diese halten bis zu 10 Jahre. Auch die Kombination mit Menstruationsschwämmen aus Naturmaterialien ist möglich. Beides erhalten Sie in der Apotheke oder in Beratungsstellen wie Pro Familia.
  • Zahnhygiene: Plastikfreie Zahnbürsten aus Holz und Schlämmkreide aus der Apotheke können zum Zähneputzen verwendet werden.
  • Lidschatten, Puder und Lippenstifte: Gibt es in Pappe eingeschlagen in Naturkosmetik-Läden.
  • Shampoo und Duschgel: Aludosen mit plastikfreien Pulver- oder Flüssigmitteln sind ebenfalls in Naturkosmetik-Geschäften erhältlich.

Natürlich kann auch hier Einiges selbst hergestellt werden. Eine Basisausstattung für plastikfreie, vegane Kosmetik umfasst Olivenöl, Mandelöl, Rapsöl, Kokosöl, Carnaubawachs, Aloe Vera, destilliertes Wasser, ätherische Öle, Shea Butter, Stärke und Natron.

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